Wege aus der Armut

Die Abdeckung der essenziellen menschlichen Bedürfnisse bildet die Voraussetzung für die persönliche Entfaltung, eine aktive Rolle in der Gesellschaft und einen Beitrag zur Gemeinschaftsentwicklung.

Damit benachteiligte Menschen mehr und bessere Chancen erhalten, ihren Weg selbständig und selbstwirksam zu gestalten, muss Armutsbekämpfung zu einem gemeinsamen gesellschaftlichen Anliegen werden.

Menschen wirksame Hilfe anzubieten bedeutet, beim Individuum anzusetzen, das familiäre Umfeld zu berücksichtigen und als Ressource einzubinden, wenn dies möglich ist. Und dann Kreis um Kreis gemeinschaftliche Rahmenbedingungen für die Einlösung des Anspruchs auf Lebenschancen, Selbstverwirklichung und sozialer Teilhabe aufzubauen.

Die Bedarfslagen der Menschen sind ganz allgemein je nach individueller Lebenskonstellation und familiärer Situation unterschiedlich und werden durch äußere Einflüsse und strukturelle Gegebenheiten beeinflusst. Wesentlichen Anteil an einer gedeihlichen Entwicklung hat das unmittelbare soziale Umfeld. Es kann eine Einbettung in eine fürsorgliche Gemeinschaft bieten, aber auch durch negative Faktoren wie Konfliktpunkte, Gewalt, Risikophänomene, Ausgrenzung auf die Lebenschancen der Einzelnen und der Familien einwirken.

Eigenverantwortung und Hilfestellungen

Zuerst sind die Betroffenen selbst gefordert. Wer aufgrund individueller Lebenslagen, eines schwierigen familiären Kontextes oder sozialer Problemsituationen, infolge von Arbeitslosigkeit oder Verlust der ökonomischen Stabilität oder anderer äußerer Einflüsse in Not gerät, muss die eigenen Kräfte mobilisieren, um diese Situation zu überwinden.

Aufgabe der öffentlichen Hand, der informellen Solidarität in den Gemeinschaften und der sozialen Organisationen ist es, Hilfestellungen für die Überbrückung der unmittelbaren Auswirkungen anzubieten. Die Soforthilfe ist mit Unterstützungen zu verbinden, die die Resilienz fördern: Das heißt, das Selbstvertrauen der in Not Geratenen stärken, damit sie die Herausforderung mit Zuversicht und Einsatzbereitschaft angehen. Das Leben hält immer wieder Überraschungen bereit und ist wie ein Hürdenlauf mit vielen Hindernissen versehen, die oft unvermittelt und gleich mehrfach auftreten. Die Fähigkeit und der Willen, schwierige Situationen zu meistern, gehören also zu den Dingen, die die Menschen von ihrer Jugend an einüben müssen. Die Verantwortung für das eigene Wohlergehen und die Anbahnung eines den individuellen Ansprüchen entsprechenden Lebensweges kann nicht auf die Gesellschaft abgewälzt werden.

Aber es ist in einer Gemeinschaft legitim, von den Anderen wirksame Hilfestellungen zu erwarten, wenn Frau oder Mann es nicht alleine schafft. Diese Hilfestellung kann ganz unterschiedliche Formen annehmen. Sie muss für die aktuelle Notlage wirksame Antworten beinhalten, aber auch auf die individuelle Situation der Betroffenen eingehen und diese bei der Überwindung der Notlage unterstützen. Das ist mit dem heute verbreiteten Begriff Empowerment gemeint. Die Besinnung auf die eigenen Fähigkeiten und Kenntnisse und auf den häufig umfangreichen beruflichen Erfahrungsschatz schafft Vertrauen in die eigenen Ressourcen. Gezielte Unterstützungen helfen dabei, das eigene Potenzial mit der Gesellschaft anschlussfähig zu machen.